Kreativitätsmethoden
in der Projektarbeit - Ein aktueller Status
Die Zuspitzung des Wettbewerbs
zwischen Ost und West auf den Gebieten der Weltraum- und Militärtechnik Ende der
fünfziger Jahre läßt Erfindungsprozesse in den Mittelpunkt des Interesses geraten. Die
wissenschaftliche Kreativitätsforschung setzt ihre Schwerpunkte auf die Erkundung der
kreativen Persönlichkeit und der Einflußfaktoren auf den Ablauf kreativer Prozesse, auf
die Erkundung der Prozeßphasen und -qualitäten sowie der Möglichkeiten, Kreativität zu
schulen.
Auf der Schwelle der Jahrzehnte
entwickelt W.J.J. Gordon seine Methode "Synectics", die zur Standardmethode
avanciert und veröffentlicht sie 1961 in "The Development of Creative
Capacity".
In Deutschland erblüht das Thema
"Kreativität" erst etwa Ende der sechziger Jahre. Synektik verbreitet sich auch
in Deutschland und es bahnt sich eine Entwicklung der methodischen Ideenfindung zu einer
Management-Technik an. Die Morphologie des Schweizer Astrophysikers Fritz Zwicky
(Wahlheimat USA) findet Anerkennung und Anwendung - bevorzugt im technischen
Entwicklungsbereich.
Mitte der siebziger Jahre -
beeinflußt u. a. durch die Seminarveranstaltungen und Schriften von Eduard de Bono -
erreichen Kreativitätstechniken bzw. Methoden zur Ideenfindung ihren Durchbruch und ihre
Verbreitung in Deutschland und Europa. Ganze Scharen von Managern werden im Flugzeug zu
den Veranstaltungen "gekarrt" und erleben Kreativität sehr nahe am
"survival training" angesiedelt. Was de Bono vielleicht falsch eingeschätzt
hat: Manager sind selten Multiplikatoren in dem Sinne, daß sie das Erlernte selbst
weitergeben. Manager sind nicht die richtige Zielgruppe für Kreativitätsmoderatoren!
Kreativitätstechniken finden Mitte
der siebziger Jahre Einzug bevorzugt in produzierenden Unternehmen und Werbeagenturen,
weniger bei großen Dienstleistern wie Banken und Versicherungen.
In den Achtzigern und der ersten
Hälfte der neunziger Jahre folgt der Euphorie der Manager eine Ernüchterung in der
Ausbildung der Mitarbeiter. Kreativitätstechniken gelten bisweilen sogar als verpönt,
vor allem in Unternehmen, in denen Gewinnmaximierung und Hardlinertum im Vordergrund
stehen. Ausbildung ist out.
"E. de Bono hat Auserwählte
mit Olympia-Training bedacht, aber er hat nicht gesehen, daß erst der Breitensport die
allgemeine Kondition hebt und die notwendige Basis für olympiareife Talente bildet."
Und die Manager übersehen es bisweilen auch.
Die Folge ist z. B. daran zu
erkennen, daß die Anzahl deutscher Patentanmeldungen in den letzten Jahren deutlich
zurückgegangen ist (Süddeutsche Zeitung). Mit der Verschärfung des Wettbewerbs im
internationalen Wettstreit und der Ausweitung der Märkte setzt Mitte der neunziger Jahre
ein Umdenkprozeß ein: Große Unternehmen bewerten ihre Chancen und die Wege dahin neu.
Dienstleister wie Banken und Versicherungen, Kommunikationsunternehmen und Softwarehäuser
ziehen nach. Die Nachfrage nach Kreativitätsschulung belebt sich wieder deutlich,
allerdings auf einer wesentlich nüchterneren, nutzenorientierten Basis. Die
Seminarteilnehmer erwarten konsequente, umsetzbare Trainings für eine breite Basis von
Mitarbeitern - "die Vorteile des Breitensports werden gerade entdeckt"!
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